125 Jahre Suppengesellschaft Gersau
Vorwort Gründung 1877-1914 1914-1943 Heute Rezept-1878
Ereignisse vor der Gründung

Im Jahre 1817 erwähnt Josef M. Mathä Camenzind (1816 - 1883) in seinem Buch «Die Geschichte von Gersau» erstmalig eine Suppenanstalt zu Gersau. Im Kapitel über die Hungerjahre 1816 und 1817 schreibt der Pfarrhelfer in Gersau: «Um die wirklich Armen zu unterstützen, sie vom Genusse schädlicher Dinge abzuhalten und ihnen eine nahrhafte Kost zu verschaffen, traten die vermöglichen Bewohner des Dorfes zusammen und wählten am 23. März eine Armenverwaltung .... Diese hatte sogleich eine Suppenanstalt errichtet.» Dem Wunsch, die bedrftige Klasse der Armen und im Besonderen die Kranken mit etwas «Mehrerem» als nur mit einer täglichen Suppe zu unterstützen, konnte jedoch nicht entsprochen werden. Dies weil die freiwilligen Gaben dazu nicht reichten und aus dem Spitelfond wie auch aus dem Landsäckel - wegen der grossen Schulden infolge des Kirchenbaues - nichts zu erhalten war. Somit blieb es beim Ausschank einer Suppe.

Im selben Jahr als Gersau dem Kanton Schwyz «zugesprochen» wurde und seine Selbständigkeit als «altfrye» Republik aufgeben musste, herrschte also eine allgemeine Hungersnot. Mit der Gründung einer Suppenanstalt, basierend auf freiwilligen Gaben, konnte dem Hunger begegnet werden. Durch die Anteilnahme wohlhabenderer Gersauer Bürger an der sozialen Armut innerhalb der Dorfgemeinschaft wurde die Linderung der grössten Not der Armen und Kranken ermöglicht. Mit dem Ende der Hungersnot wurde das Suppenkochen wieder eingestellt.

Die Gründung der Suppenanstalt anno 1876

Am Klausentag 1875 wurde die Seidenindustrie in Gersau infolge Absatzschwierigkeiten plötzlich stillgelegt. Dies brachte für viele Arbeiter und auch für die Gewerbetreibenden in Gersau grosse Not. Die Zeiten waren allgemein schlecht und die Lebensmittel teuer.

In diesen Krisenjahren der Erwerbslosigkeit drohte erneut eine Hungersnot. Da taten sich einige Männer des hiesigen Bürgervereins zusammen und trafen sich am 30. Dezember 1876, nachmittags um 4 Uhr im Hotel Sonne zu einer « constituierenden » Versammlung. Dies war die Gründung der bis heute bestehenden Suppengesellschaft Gersau.

Damian

Die Gründungsmitglieder waren folgende Herren:

Kantonslandammann Damian Camenzind
Kantonsrat Josef Müller-Freiheit
Major Josef Müller, zur Sonne
Ratsherr Carl Müller-Camenzind
Ratsherr Josef Camenzind
Dr. Zeno Fassbind
Hauptmann Josef Müller
Leutnant Josef Maria Camenzind, Minerva
Leutnant Hermann Camenzind
Lehrer Alois Rigert
Lehrer Josef Camenzind
Alt-Säckelmeister Alois Camenzind

An dieser Versammlung wurde, in Anbetracht der dringenden Notwendigkeit
beschlossen, sofort nachgenanntes « Comité» zu beauftragen, täglich der not­
leidenden Bevölkerung eine nahrhafte Suppe zu einem erschwinglichen Preis
abzugeben.

Zum « Comité» gehörten:
Präsident: Kantonslandammann Damian Camenzind
Vizepräsident: Alt-Säckelmeister Alois Camenzind
Kassier: Ratsherr Carl Müller
Oekonom: Hauptmann Josef MüllerAktuar: Leutnant Hermann Camenzind

Hermann Camenzind stellte seine Waschküche in der Minerva als erste Suppenküche zur Verfügung. Als Koch wurde Alt-Portier Marzell Niederer verpflichtet. Eine erste Geldsammlung bei der Gersauer-Bevölkerung erbrachte, gemäss der « Subscriptionsliste » von 1877, die Summe von Fr. 867. - an freiwilligen Spenden.

Am Montag den 1. Januar 1877 verkündete der Landweibel in der Kirche die Eröffnung der Suppenküche. Am 4. Januar 1877 wurde erstmals Suppe gekocht und mit der Gratisabgabe sowie dem Verkauf begonnen. Der Koch erhielt als Taglohn
Fr. 2. - und zwei Rationen Suppe. Schon im Januar 1877 wurde der Vorstand beauftragt einen neuen Kessel mit besserer Feuereinrichtung anzuschaffen, um mehr Suppe kochen zu können und dadurch grössere Portionen « einen guten Liter » zu verkaufen.

Subskriptionsliste für die Suppenanstalt zu Anfang des Jahres 1877

Folgende Verkaufspreise wurden festgesetzt:

Suppe für « die Armenpflege » zum Selbstkostenpreis
Suppe für « Hausarme » 10 Rappen pro Liter
Suppe für « die bemittelte Klasse » 15 Rappen pro Liter